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„Aus den Augen – aus dem Sinn“

Als Sehtrainer interessiere ich mich sehr dafür, weshalb jemand fehlsichtig geworden ist. Fehlsichtigkeit wird sehr selten vererbt, sie entwickelt sich. Meist ab einem bestimmten Alter. Heutzutage oftmals schon viel früher als noch vor 50 Jahren. Aber was sind die Gründe, dass ein Kind mit normaler Sicht plötzlich ab einer bestimmten Entfernung verschwommen sieht. Erzählen mir die Betroffenen die Geschichte z.B. ihrer Kurzsichtigkeit, dann gibt es häufig in der Zeit vor der ersten Brille, Momente von Unsicherheit und Ungewissheit, von Ängsten und Sorgen. Manchmal war es die Angst vor dem autoritären Lehrer, der Druck in der Schule, die Erwartung der Eltern, der Umzug in eine andere Stadt, sich streitende Eltern, der Verlust einer vertrauten oder geliebten Person. Oftmals Situationen die mit großem Stress verbunden waren oder Ängste mit denen sie zu dem damaligen Zeitpunkt nicht umgehen konnten.

Und dann geschieht es, dass plötzlich oder allmählich das, was mir da draußen Druck macht verschwommen wird. Ich nehme es einfach nicht mehr wahr.  Ich sehe nicht mehr die strafenden Blicke, die mich ängstigen, die sich streitenden Eltern, die Mitschüler welche mich mobben. Getreu dem Sprichwort: „Aus den Augen, aus dem Sinn“. 

Die Verschwommenheit wird zum Schutz

Indem das Kind diese Ereignisse wie durch einen Nebel wahrnimmt und nicht mehr in aller Deutlichkeit sehen muss, werden die damit verbunden Ängste etwas abgemildert. Die Verschwommenheit wird dann zum Schutz. Sie nimmt erstmals den Druck und die mit dem Ereignis verbundenen Ängste werden nicht mehr so deutlich gespürt. Man könnte sagen, dass die Kurzsichtigkeit damit eine intelligente Lösung für ein Problem darstellt, für welches das Kind in dem Moment keine bessere Lösung kennt.

Bis zu dem Zeitpunkt der ersten Brille. Plötzlich sieht das Kind wieder alles klar und deutlich und die alten Ängste werden wieder aktiviert. Und gar nicht selten dauert es nur wenige Monate bis zu einem Jahr und es braucht seine nächst stärkere Brille. Wieso braucht das Kind trotz Sehhilfe, welches die Brille ist, nun eine stärkere Brille. Hat das Hilfsmittel versagt oder gibt es andere Gründe für die Fehlsichtigkeit. Leider fragen sich dies die wenigsten Eltern. Und so geht es weiter und bei vielen Menschen entwickeln sich aus den anfänglichen - 0,5 oder - 1 Dioptrien Gläserstärke, Brillenverschreibungen mit – 4 bis – 8 Dioptrien oder noch höher. Weshalb ist das so? Wieso führt eine Brille nicht zur Heilung, sondern zur Abhängigkeit? 

Das ständige Tragen der Brille manifestiert die Fehlsichtigkeit

Leider wird dem Kind nicht geholfen seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren um wieder die volle Sehkraft zu erlangen und somit unabhängig von der Brille zu werden. Bedauerlicherweise wird dies nur selten getan und dem Kind sogar oftmals geraten die Brille ständig zu tragen. Dabei ist es eine Tatsache, dass das ständige Tragen der Brille (besonders dann, wenn sie im Nahbereich wie z.B. zum Lesen oder Computen nicht benötigt wird) die Fehlsichtigkeit manifestiert. Und somit wird ein an für sich intelligentes Hilfsmittel falsch eingesetzt und zum „Leid“ für den Betroffenen.   

Manchen mag diese Erklärung abenteuerlich vorkommen, aber wenn ich Menschen befrage, was sich in der Zeit vor ihrer ersten Brille in ihrem Leben ereignet hatte, dann erinnern sich Viele an solche stressvollen Erfahrungen. Dies mag nicht der einzige Grund für die Entstehung einer Kurzsichtigkeit sein, aber er wirft ein anderes Licht auf die Kurzsichtigkeit. Es könnte bedeuten, dass der Körper uns helfen wollte mit einer Situation besser umzugehen. Dies gilt es erstmals anzuerkennen und zu würdigen. 

Schon wieder eine stärkere Brille

Spätestens bei der zweiten Brille sollten sich die Verantwortlichen fragen, was läuft verkehrt, wieso braucht das Kind schon wieder eine neue Brille. Meiner Ansicht nach würde es dem Kind helfen, wenn es Gelegenheit hätte sich mitzuteilen und auszudrücken, was es stresst oder was es ängstigt. Es geht darum zu verstehen, dass die Kursichtigkeit durchaus einen Sinn hatte im Leben eines Menschen – wie so viele andere Symptome auch. Um dann nach Wegen suchen und lernen auf stressauslösende Ereignisse anders zu reagieren. 

Denn für Manche sind die Ereignisse, welche damals stressten, auch heute noch mit Ängsten behaftet. Aber heute als Erwachsener habe ich mehr Lebenserfahrung, bin weniger abhängig und in der Lage mir selbst zu helfen. Und dann ist es möglich eine Kurzsichtigkeit auch wieder zu verändern oder sogar rückgängig zu machen. Vielleicht wäre der erste Schritt dahin, öfters mal die Brille abzusetzen und seine visuelle Realität zu erleben. Zu sehen wieviel kann ich denn noch wahrnehmen ohne meine Brille. 

Die Verschwommenheit begrüßen

Manche erfahren dann unmittelbar wie abhängig sie bereits von ihrer Brille sind. Es ist durchaus sinnvoll, in Situationen in denen ich mich sicher fühle, wie z.B. zuhause, auch mal ohne Brille die Welt zu betrachten. Und nicht gleich versuchen alles scharf zu sehen, sondern die Verschwommenheit begrüßen und sie vielleicht sogar zu genießen – ganz nach dem Motto: „Aus den Augen – aus dem Sinn“. Oder in Situationen in denen ich nicht gestochen scharf sehen muss, mal eine etwas schwächere Brille zu tragen um somit den Augen die Möglichkeit zu geben, sich etwas zu entspannen. Das ständige Tragen der Brille kann für die Augen sehr anstrengend sein und ist keine intelligente Lösung für ein Problem was auf chronisch verspannten Muskeln basiert. Und mit diesem Verständnis und einigen einfachen Augenübungen, welche in den Augenseminaren gezeigt werden, lassen sich häufig Fehlsichtigkeiten um einige Dioptrien reduzieren. Und vielleicht kommt man dann auch zu ganz neuen „Einsichten“, welche sogar die“ Aussichten“ verbessern können. 

Zur Person

Georg Buchheit, Heilpraktiker & Sehlehrer reduzierte seine eigene Kurzsichtigkeit vor über 30 Jahren und zeigt was man tun kann um weniger abhängig von der Brille zu werden. Er praktiziert im TAO Gesundheitszentrum in Stellshagen und gibt Seminare zum „Entspannten Sehen“ im Gutshaus Stellshagen und im Gutshaus Parin. 

Website: www.lebendige-augen.deEmail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!